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Erster Test Volvo EX30: Kraftvoller Minimalismus

Lange nichts mehr von Volvo gehört? Das ändert sich jetzt mit dem neuen EX30. Das B-Segment-SUV kommt Anfang 2024 mit viel Leistung, Google-Betriebssystem, zahlreichen Assistenten und einem attraktiven Basispreis in den Handel. Wir zeigen im ersten Test, wo es beim smarten Schweden dennoch hakt.

  • Kleinster Volvo auf neuer SEA2-Plattform (Geely)
  • Minimalistisches Design innen und außen
  • Neues Bedienkonzept mit Google-Betriebssystem
  • 272 bis 428 PS, 0-100 km/h in 3,6 bis 5,7 Sekunden
  • Startpreis ab 36.590 Euro

 Klare Linien, wenig Schnörkel und die markanten LED-Scheinwerfer "Thors Hammer" prägen das Außenbild des neuen Volvo EX30. Klare Linien, wenig Schnörkel und die markanten LED-Scheinwerfer "Thors Hammer" prägen das Außenbild des neuen Volvo EX30.

Der Volvo EX30 ist kaum teurer als ein elektrischer Opel Corsa

Es ist dann schon ein paar Jahre her, dass Volvo mit dem Kompakt-SUV XC40 (ab 2017) ein vollständig neues Modell zu den Händlern brachte. Also Vorhang auf für den vielleicht neuen Stern am hart umkämpften Kleinwagen-SUV-Himmel, den Volvo EX30. Der Stromer konkurriert mit seinen 4,23 Metern in der Länge (die platztechnisch vor allem in der ersten, weniger in der zweiten Reihe ankommen; Kofferraum nur 318 Liter) vordergründig mit den Elektroversionen des Jeep Avenger und Peugeot 2008 sowie dem Geely-Konzern-Geschwisterchen Smart #1. Interessant ist zudem, dass der ab 36.590 Euro erhältliche EX30 kaum 2.000 Euro mehr kostet als der frisch geliftete Opel Corsa mit der noch alten elektrischen Basismotorisierung (Volvo EX30 Modellreihe, Stromverbrauch kombiniert: 17,5-16,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite kombiniert: 344-476 km)².

Leider können wir nichts zur Grundvariante EX30 Core und deren Materialgüte im Innenraum berichten, da uns bei ersten Testfahrten in und um Barcelona nur Fahrzeuge in der höchsten, dafür aber hochwertig-nachhaltig verarbeiteten Ausstattungslinie Ultra zur Verfügung standen. Ein Blick in den Konfigurator offenbart zumindest, dass das Basismodell alles andere als nackt vorfährt. Unter anderem sind LED-Scheinwerfer „Thors Hammer“, 18 Zoll Räder, zahlreiche Assistenzsysteme und der 12,3-Zoll-Touchscreen mit Google-Betriebssystem und kabellosem Apple CarPlay immer mit an Bord. Eine Wärmepumpe ist dagegen erst mit der größeren Batterie (69 kWh) serienmäßig verbaut.

 Das Cockpit des EX30 wurde auf das absolute Minimum reduziert. Ein Kombiinstrument gibt es ebenso wenig wie echte Bedientasten. Das Cockpit des EX30 wurde auf das absolute Minimum reduziert. Ein Kombiinstrument gibt es ebenso wenig wie echte Bedientasten.

Minimalistisches Bedienkonzept mit Luft nach oben

Bevor wir auf die Fahrqualitäten eingehen, bleiben wir zunächst beim neuartigen Bedienkonzept des Volvos. Es ist, um es mit einem Wort zu beschreiben: minimalistisch. So richtig was zum Anfassen gibt es nur noch bei den Fensterhebern, ansonsten wird gedrückt und gewischt was das Zeug hält. Man kann sich da jetzt wunderbar drüber streiten, ob es nun sinnvoll ist etwa die Außenspiegelverstellung umständlich im hochgestellten Display anzuwählen und dann per Lenkradtasten einzustellen. Die Volvo-Verantwortlichen vor Ort meinten derweil, das sei alles halb so wild, schließlich macht man das einmal und dann nie wieder. Das mag sein, konnte uns aber zunächst nicht überzeugen. Gedacht haben werden sie sich in Göteborg sicherlich auch etwas beim Entfall des Kombiinstruments. Fahrrelevante Daten werden Tesla-ähnlich nurmehr im oberen Bereich des Infotainment-Bildschirms angezeigt. Will man dort allerdings die Geschwindigkeit ablesen, wird man von der aktiven Fahrerüberwachung umgehend ermahnt den Blick doch bitte wieder auf die Straße zu richten. Diese Übergriffigkeit will Volvo bis zur Markteinführung 2024 allerdings noch abstellen.

An jene Reduzierung wird sich die eine oder der andere sicherlich gewöhnen müssen, vor allem wenn im Haushalt vielleicht schon ein weiterer, etwas älterer Volvo zur Verfügung steht. Was die alten Schweden dagegen bisher nicht so gut beherrscht haben war: Software. Hier hilft spätestens seit der Einführung des elektrischen XC40 im Jahr 2021 Google nach. Wenngleich das Bedienkonzept sicherlich seine (teils großen) Schwachstellen hat, Google Maps arbeitet nahezu ruckelfrei, es gibt zahlreiche Streaming-Dienste und andere autorelevante Apps auszuwählen. Zudem wirkt die eingesetzte Hardware ausreichend performant und die sehr gut funktionierende Sprachsteuerung lässt viele Konkurrenzsysteme weit hinter sich. Gefallen hat uns in den Testfahrzeugen auch das klanggewaltige Harman Kardon Premium Soundsystem, das insgesamt neun Lautsprecher und einen 1.040 Watt starken Verstärker beinhaltet (erhältlich ab der EX30 Plus-Variante ab 39.590 Euro).

 Typisch Kleinwagen-SUV: Der Platz in der zweiten Reihe fällt sehr begrenzt aus. Die zweigeteilte Rücksitzbank lässt sich aber immerhin zu einer ebenen Ladefläche umlegen. Typisch Kleinwagen-SUV: Der Platz in der zweiten Reihe fällt sehr begrenzt aus. Die zweigeteilte Rücksitzbank lässt sich aber immerhin zu einer ebenen Ladefläche umlegen.

Der 272 PS starke EX30 mit Single Motor reicht völlig aus

Und wenn wir schon bei Watt angekommen sind, machen wir direkt mit dem Fahrkapitel weiter. Hier schieben wir voraus, dass die maximal 315 kW/428 PS starke Allrad-Topmotorisierung Twin Motor Performance zwar wahrhaftig auf dem Niveau eines Sportwagens (0-100 km/h in 3,6 Sekunden) beschleunigt. Dass man dafür aber auch bereit sein muss mindestens 48.490 Euro auszugeben. Für den Alltag völlig ausreichend ist dagegen der heckgetriebene EX30 Single Motor, der mit 200 kW/272 PS kaum weniger vehement beschleunigt (5,3-5,7 Sekunden). Abgeregelt sind alle Motor-Varianten des Kompakt-SUV übrigens bei Tempo 180.

 Mit einer Länge von 4,32 Metern passt der EX30 in beinahe jede Parklücke. Die erhöhte Sitzposition erleichtert den Einstieg und ermöglicht eine gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen. Mit einer Länge von 4,32 Metern passt der EX30 in beinahe jede Parklücke. Die erhöhte Sitzposition erleichtert den Einstieg und ermöglicht eine gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen.

Extended Range-Variante schafft mehr als 350 Kilometer

Als sinnvoller erachten wir es da schon auf den größeren der beiden wählbaren Energiespeicher zu gehen. Startet der Volvo EX30 in der Basis noch mit einer 51 kWh großen Lithium-Eisenphosphat-Batterie (max. AC/DC-Ladeleistung 11kW/134 kW, WLTP-Reichweite bis zu 344 km), setzten die Modellvarianten Single Motor Extended Range und Twin Motor Performance jeweils auf einen 69 kWh großen Nickel-Mangan-Cobalt-Akku (max. AC/DC-Ladeleistung 22kW/153 kW, WLTP-Reichweite 450-476 km). Erste Testverbräuche gemäß Bordcomputer zwischen 18 und 21 kWh auf 100 Kilometer zeigen, dass der Volvo EX30 Single Motor Extended Range mehr als 350 Kilometer Reichweite schaffen kann. Natürlich muss in diesem Fall bedacht werden, dass wir den Wagen in Spanien bei mehr als 20 Grad getestet haben.

Ortsunabhängig kann indes festgehalten werden, dass sich das Kompakt-SUV in Alltagssituationen zwar souverän bewegen lässt, der EX30 aber kein ausgewiesener Kurvenräuber ist. Das Fahrwerk wurde komfortabel, die Lenkung dazu passend leichtgängig abgestimmt. Allzu große Rückmeldung von der Fahrbahn darf nicht erwartet werden. Hinzu kommt, dass der Aufbau des gewichtigen EX30 (ca. 1.830-1.943 kg) in Kurven leicht wankt, es den sonst gemütlichen Sitzen an Seitenhalt fehlt und die Fahrstabilitätsprogramme früh um Contenance bemüht sind. Auf und abseits katalanischer Bergstraßen gefällt indes das echte One-Pedal-Driving, das sich im Untermenü des Volvos (ähnlich wie beim XC40) aktivieren lässt.

 Wenngleich es den Volvo EX30 auch mit rasanten 428 PS zu bestellen gibt reicht schon die Basis mit 272 PS für den Alltag vollends aus. Wenngleich es den Volvo EX30 auch mit rasanten 428 PS zu bestellen gibt reicht schon die Basis mit 272 PS für den Alltag vollends aus.

Erstes Fazit

Volvo hat mit dem neuen EX30 ein adrettes und im Alltag souverän zu fahrendes Kleinwagen-SUV auf die Räder gestellt, das sich die SEA2-Plattform mit seinen chinesischen Geschwistern Smart #1 und Zeekr X teilt. Die Geely-Gleichteilepolitik bei Bodengruppe, Batterien und Antrieben ermöglicht es den Schweden, zumindest den Basis-EX30 zum Kampfpreis anzubieten. Kompromisse müssen allerdings beim minimalistischen Bedienkonzept und segmenttypisch beim Platzangebot eingegangen werden. Wer mehr Ausstattung will, muss zudem tief in die Tasche greifen. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

Technische Daten Volvo EX30 Single Motor Extended Range


Modell Volvo EX30 Single Motor Extended Range
Motor 1x Elektromotor
Antrieb Hinterrad, 1-Gang-Reduktion
Max. Systemleistung 200 kW (272 PS)
Dauerleistung über 30 Minuten k.A.
Max. Systemdrehmoment 343 Nm
Batterie 69,0 kWh (netto) Nickel-Mangan-Cobalt (NMC)
Batterieheizung k.A.
Wärmepumpe Ja, Serie in Kombination mit 69-kWh-Batterie
Max. Ladeleistung AC/DC 22 kW/153 kW
Stromverbrauch kombiniert (WLTP) 17,0 kWh/100 km²
Testverbrauch gemäß Bordcomputer 18,0-21,0 kWh/100 km
CO2-Emissionen kombiniert 0 g/km²
Reichweite nach WLTP bis zu 476 km (gewichtet)²
Im Test gemessene Reichweite k.A.
Beschleunigung (0–100 km/h) 5,3 s
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,23 m/1,84 m/1,55 m
Leergewicht ca. 1.833 kg
Kofferraumvolumen 318-904 l + 7 l Frunk
Anhängelast 1.400 kg
Grundpreis Volvo EX30 Single Motor Extended Range ab 41.790 Euro

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