2021 war unterm Strich ein erfolgreiches Jahr für Volvo. Weltweit konnten die Schweden 698.693 Fahrzeuge absetzen, ein deutliches Plus von 5,6 Prozent. Pickt man aus dieser großen Zahl den Anteil der reinen Elektrofahrzeuge heraus, so liegt dieser bei immerhin 3,7 Prozent. Was zunächst nach wenig klingt, beruht aktuell auf nur zwei Modellen, die sich jedoch die gleiche Plattform teilen. Mit XC40 und C40 Recharge Twin (Stromverbrauch kombiniert: 24,2-23,8 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km)² schickte Volvo im letzten Jahr seine ersten reinen Stromer auf CMA-Basis auf die Straße, die in den kommenden Monaten jeweils um eine Einstiegs-Version ergänzt werden.
Für das laufende Jahr könnten die günstigeren Modelle auch wieder den Deutschland-Absatz ankurbeln. Wenngleich das weltweite Gesamtergebnis stimmt, so musste hierzulande ein Zulassungsrückgang von 7,6 Prozent auf 43.616 Fahrzeuge hingenommen werden. Auch der BEV-Anteil liegt mit nur 2,8 Prozent unter dem weltweiten Durchschnitt der Marke. Um die Lust am elektrischen Volvo zu steigern, steht zunächst ab Mai der hier gefahrene XC40 Recharge Pure (Stromverbrauch kombiniert: 20 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km)² in den Startlöchern, ab dem Sommer folgt die Coupé-Version C40 mit einem Motor.
Die größten technischen Unterschiede im Vergleich zur erst kürzlich getesteten Recharge Twin-Variante? Wie es der Name erahnen lässt, wurde ein Elektromotor eingespart, außerdem nutzt der Fronttriebler einen kleineren Akku, der mit netto 67 kWh aber nahezu die gleichen WLTP-Reichweiten (maximal 422 Kilometer) schaffen soll. Dass die Lithium-Ionen-Batterie nunmehr 150 Kilogramm weniger wiegt, bleibt indes eine Randnotiz, die sich auf das Fahrverhalten betont nicht auswirkt. Die Elektromaschine als solche ist leicht erstarkt und leistet nunmehr 170 kW beziehungsweise 231 PS bei maximal 330 Newtonmeter Drehmoment.
Auch ohne Allrad stürmt das Nordlicht weiterhin sehr ordentlich nach vorne, was insbesondere bei Zwischenspurts zum Tragen kommt. In der Hamburger-City kurzes Ampel-Hopping betreiben oder nahe Pinneberg den ein oder anderen landwirtschaftlichen Konvoi überholen? Das kann auch der XC40 Recharge Pure in aller Souveränität und verliert zugleich dann nicht die Nerven, beziehungsweise den Grip, wenn es bei allerbestem norddeutschen Schietwetter auf den matschigen Dünenparkplatz geht. Lässt man den puren XC40 allerdings auf kurvigen Landstraßen von der Leine, liegt es an der Natur der Sache, dass die Lenkung nicht gänzlich frei von Antriebseinflüssen ist. Wer zudem gewillt ist, wie ein Orkantief an der nächsten Kreuzung abzubiegen, wird es ab und an mit scharrenden Vorderrädern zu tun bekommen.
In der Summe sind das jedoch die einzigen merklichen Einbußen, die sich der Fronttriebler leistet. Annährend gleich bleibt zudem der Stromdurst des Schweden. Gut und gerne 23 kWh auf 100 Kilometer (vor etwaigen Ladeverlusten) genehmigte sich der XC40 Recharge Pure auf unseren ersten Testrunden durch die norddeutsche Prärie, wobei die Außentemperatur zwischen sechs und neun Grad betrug. Ein Wert, den vor allem die koreanischen Mitbewerber selbst in der kalten Jahreszeit spielend unterbieten können. Immerhin bleibt es bei der serienmäßigen 150 kW-Schnellladefunktion, die auf der Mittel- und Langstrecke für vertretbare Ladepausen sorgen soll.
Und was kostet der Spaß? Der Volvo XC40 Recharge Pure steht ab sofort für mindestens 47.390 Euro in der deutschen Preisliste und erfüllt damit die Voraussetzung, um die vollen 9.000 Euro Umweltbonus abzugreifen. Der einzige Haken: Wer jetzt bestellt, wird seinen Crossover wohl frühestens 2023 erhalten, dann aber immerhin schon mit einem leichten und wörtlich zu nehmenden Facelift versehen. So gleicht Volvo den XC40 mit dem neuen Modelljahr (ab Mai 2022) im Bereich der Frontpartie optisch an den C40 an.
Warten lohnt sich. Denn wer für den Alltag keine 408 PS benötigt, den XC40 aber optisch und vor allem qualitativ im Innenraum schätzt, für den könnte die neue, deutlich günstigere Pure-Variante ein durchaus interessantes Fahrzeug sein. Die fehlende Feinheit in der Lenkung verzeiht man dem Nordlicht spielend, dagegen gibt es weiterhin eine reichhaltige Serienausstattung und ein Google-Bediensystem mit immer mehr wählbaren Apps. Für die Langstrecke taugt aber selbst der Fronttriebler nur bedingt, sind die Stromverbräuche auch ohne zweiten Motor schlichtweg zu hoch. Die Preise beginnen ab 47.390 Euro und damit 7.500 Euro unterhalb der Allrad-Variante. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)