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Speaker 1: Hallo, ich bin der Kai von AutoScout24 und heute geht es um unser Kerngeschäft, nämlich Gebrauchtwagen. Ja, und bei den Gebrauchtwagen gibt es eine Gattung, und zwar die Elektrofahrzeuge. Und die nehmen bei uns auf der Seite immer mehr zu. Inzwischen haben wir über 14.000 Elektrofahrzeuge bei uns auf der Seite inseriert. Das liegt vielleicht auch daran, dass seit über zehn Jahren Elektrofahrzeuge in nennenswerten Mengen in Deutschland verkauft werden. Das sorgt natürlich auch wieder ein bisschen dafür, dass der Markt so ein bisschen unübersichtlich wird und manche sich fragen: Ja, welches kaufe ich mir denn jetzt? Ja, um das Ganze mal einzuordnen. Deshalb fahren wir heute zu Ove Kröger. Der ist nämlich ausgewiesener Experte im Thema Elektromobilität. Seit gespannt.
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Speaker 1: So, jetzt bin ich hier beim Ove, ein absoluter ausgewiesener Experte für Elektromobilität. Wie kommt man eigentlich als absoluter Gearhead aus der Oldtimerszene und Dragrace-Szene zu E-Mobilität? Das ist finde ich mega interessant.
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Speaker 2: Ich bin... 2016 hat mein Neffe mich gezwungen einen Opel Ampera zu fahren und ich war nur Petrolhead, Dragracer, fahre seit 25 Jahren Harley Davidson, immer der Lauteste in der Straße. Kannst dir vorstellen, kennst du ja. Ja, ja. Dann setze ich mich wirklich unter Zwang in so einen Opel Ampera. Und nach 20 Sekunden wusste ich, das will ich auch und habe mein gesamtes Geschäft komplett umgestellt auf Elektromobilität. Ich habe noch ein paar Oldtimer stehen, aber ansonsten habe ich gedacht, Elektromobilität ist die Zukunft. Das will ich auch. Du bist der erste an der Ampel. Das Ding hat Tourque ohne Ende. Du bist superschnell vorne, du hast keinen Lärm mehr und das Fahren ist einfach wesentlich entspannter. Und habe mich dann komplett in die Elektromobilität reingefuchst, habe also viele Schulungen gemacht, habe Ausbildungen genossen, habe Weiterbildungen genossen, sodass ich mich als KFZ-Sachverständiger hier hauptsächlich darauf konzentriere, Elektroautos zu prüfen und zu bewerten. Das ist ein '66er Mustang und dieses Auto war mal ein Sechszylinder mit Dreigangschaltung. Wollte kein Mensch haben. Ich habe das Ding monatelang beobachtet bei AutoScout24 und habe das Ding dann irgendwann gekauft für einen ganz kleinen Taler. Dann habe ich mir gesagt gut, den Stuhl will keiner haben, ich baue den um auf Tesla-Technik. Wir haben Tesla-Batterien drin, haben einen Elektromotor drin. Das Ding ist rein elektrisch, kommt 300 Kilometer, fährt wunderbar, alles ruhig, bist auch der erste an der Ampel macht richtig Spaß.
00:02:03
Speaker 1: Ja, Ove, wir haben natürlich jetzt ein paar Fragen zusammengestellt, die immer wieder auftauchen, auch bei uns auf der Seite. Und ich glaube, eine, die sich immer wieder rauskristallisiert, ist bei der E-Mobilität: Lässt der Akku nach?
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Speaker 2: Ja, dieser Frage bin ich jeden Tag ausgesetzt. Du musst dir vorstellen, wenn ein Akku neu ist, hat er 100 Prozent Leistung. Ganz zu Anfang, innerhalb von fast eineinhalb / zwei Jahren geht die Ladeleistung bzw. die Kapazität etwas runter, auch ziemlich steil. Du musst damit rechnen, dass nach ungefähr zwei Jahren 8 bis 10 Prozent weg sind. Aber dann fällt die Kurve flach ab und dann hält das ziemlich lange. Also, wir haben hier Fahrzeuge, denke ich mal, bei 100.000 Kilometern hast du 8 Prozent verloren, bei 200.000 Kilometern hast du 10 / 11 Prozent verloren und ich habe hier Fahrzeuge gehabt, Tesla Fahrzeuge, mit 650.000 Kilometern, da waren dann 20 Prozent Kapazitätsverlust – also es sind immer noch 80 Prozent da. Also, um die Gesundheit des Akkus oder auf die Lebensdauer muss man sich eigentlich keine großen Sorgen machen. Die halten viel, viel länger als die meisten denken.
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Speaker 1: Was ist an Verschleißteilen, was verändert sich? Ich habe mal gehört, Bremsen halten wesentlich länger zum Beispiel?
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Speaker 2: Du rekuperierst. Ja. Das heißt, die kinetische Energie, deine Masse, die du bewegst, geht nicht in die Bremse, sondern die geht in eine Rekuperation. Also, wir haben hier Fahrzeuge gehabt mit 300.000 Kilometern. Erste Bremsanlage, Scheiben und Beläge waren immer noch 50 Prozent drauf. Es ist einfach nur ein Elektromotor vorne oder einer hinten oder beides, mit Antriebswellen, über ein Differenzial, wo auch Öl drin ist, und das ist eigentlich der gleiche Antrieb, nur dass vorne ein Elektromotor ist und kein Verbrennungsmotor. Das heißt, Aufhängung – ist alles das gleiche – was wegfällt, sind natürlich diese hohen Kosten. Du hast keine Inspektion, keinen Ölwechsel, keinen Auspuff, keinen Zahnriemen, das fällt alles weg. Also Total Cost of Ownership, TCO, ist extrem gering. Rechne mal mit 80 Prozent weniger Kosten, wenn du ein Elektroauto fährst. Plug-In-Hybrid ist natürlich das Schlechteste aus beiden Welten: kleiner Akku und einen Motor. Das heißt, alles was ich eben genannt habe an Verschleißteilen, sind immer noch da und du hast einen kleinen Akku, der nicht weit kommt. Ich halte eigentlich gar nichts von Plug-In-Hybrid. Ich finde, dass die rein elektrischen Fahrzeuge aktuell das Beste sind, was du bekommen kannst, denn du hast eine enorme Reichweite und die Ladegeschwindigkeit steigt superschnell mittlerweile. Es gibt 800-Volt-Technik – das ist nicht mehr mit zwei Stunden laden oder was man da hört.
00:04:12
Speaker 1: Ove, was ist denn mit Wasserstoff? Haben wir ja auch noch.
00:04:14
Speaker 2: Ja, Wasserstoff im PKW – halte ich eigentlich gar nichts von. Der Wirkungsgrad ist super schlecht, das Auto fährt sich auch toll, aber es ist viel zu teuer. Du hast eine Brennstoffzelle, dann ist da Platin drin, dann muss saubere Luft rein, riesengroße Luftfilter, um dann am Ende Strom zu erzeugen, in eine Batterie, weil das Wasserstoffauto auch ein Elektroauto ist.
00:04:32
Speaker 1: Ist ein Elektroauto...
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Speaker 2: ...mit einer Batterie. Die ist zwar kleiner, aber ich halte da gar nichts von.
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Speaker 1: Kriegt man für 5.000 Euro schon ein Elektroauto gebraucht?
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Speaker 2: Ja, ab 5000 Euro geht es los. Eigentlich hast du für jeden Geldbeutel irgendwie die Möglichkeit, ein Elektroauto zu kaufen. Also, der Renault ZOE zum Beispiel, die älteren Modelle, da immer darauf achten, dass das eine Q ist. Ja, die kann 43 Kilowatt AC laden, da gibt es immer noch Triple-Charger, die sie haben und dann ist das Ding schnell unterwegs. Und danach gibt es natürlich noch den Hyundai Ionic, den alten...
00:04:58
Speaker 1: Ja, da haben wir mal ein Video drüber gemacht.
00:05:00
Speaker 2: Der ist super effizient. Ja. Warum weiß keiner. Ich glaube, das wissen die Ingenieure auch nicht bei Hyundai. Aber der ist super effizient und die gehen auch schon mal 12.000 / 13.000 Euro los. Und mittlerweile hat ja jeder Hersteller irgendein Elektroauto rausgebracht. Und die, die am längsten dabei sind, haben natürlich dann auch die günstigeren Fahrzeuge als Gebrauchtwagen.
00:05:15
Speaker 1: Okay, hätten wir jetzt alle bis 20.000 Euro abgedeckt. Sagen wir mal so, ich will jetzt so 35.000 Euro investieren bis 40.000 Euro.
00:05:20
Speaker 2: Ja, tatsächlich Tesla Model 3. Ja. Da gibt es ja auch schon gebrauchte. Das ist halt die eierlegende Wollmilchsau. Der kann alles, der kann überall laden, die funktionieren einfach.
00:05:29
Speaker 1: Jetzt mal angenommen, ich habe im Lotto gewonnen und bin jetzt, will jetzt richtig was ausgeben. Will jetzt 100.000 Euro für ein E-Auto ausgeben.
00:05:36
Speaker 1: Porsche Taycan! Ja, ich hab's geahnt.
00:05:39
Speaker 2: Porsche Taycan. Ja, doch, das ist so für mich so das non plus ultra. Es gibt auch tolle andere Autos, alte Model S, es gibt den EQE, Mercedes EQS. Ja. Es gibt den BMW i4, tolles Auto als M40 und M50, also wirklich gutes Auto und super effizient. Auch so einen hatten wir beim E-Cannonball dabei. Super sparsam. Also besonders sparsam ist mir aufgefallen, und da muss ich es noch mal wieder sagen, beim E-Cannonball 2021 in Hamburg, hat gewonnen den Effizienzpreis, ein Dacia Spring.
00:06:05
Speaker 1: Dacia Spring?
00:06:06
Speaker 2: Der ist unter 10 Kilowattstunden gefahren. Also rechne mal 9,7 Kilowattstunden ist er gefahren. Ja. Geh' mal an eine öffentliche Ladesäule für 50 Cent. Ja. Also 10 Kilowattstunden für 5 Euro je 100 Kilometer. Das ist absolut okay. Das schaffst du mit einem Diesel nicht. Das kannst du mir nicht erzählen. Und dafür hast du da drin auch Ruhe usw. und so fort. Also es geht jetzt los. Auch eine ZOE kann effizient sein. Und ein richtiger Säufer ist so ein Polestar, zum Beispiel.
00:06:28
Speaker 1: Ein Polestar 2...
00:06:30
Speaker 2: ...oder auch der IONIQ 5 hat auch einen relativ hohen Verbrauch. Ansonsten passen sich jetzt nachfolgend immer mehr Fahrzeuge an und die Verbräuche gehen natürlich in den Keller. Das ist natürlich, wie bei Verbrenner damals, das Ziel der Hersteller, den Verbrauch zu senken.
00:06:44
Speaker 1: Okay, dann haben wir das auch. So, jetzt nochmal eine Frage: Neuwagen?
00:06:48
Speaker 2: Dünne Decke: Dacia Spring.
00:06:49
Speaker 1: ...so ab 50.000 Euro denke ich mal, ich kann fast erwarten, was von dir da kommt als Empfehlung.
00:06:54
Speaker 1: Ab 50.000 Euro? Ja.
00:06:55
Speaker 2: Tatsächlich, Kia EV6.
00:06:59
Speaker 2: Ernsthaft? Ja.
00:06:59
Speaker 2: Super schnelles Laden, moderne Technik und für mich ein sehr schönes Auto.
00:07:04
Speaker 1: Hast gesehen? Wir sind damit da.
00:07:05
Speaker 2: Ja, wir haben auch einen.
00:07:06
Speaker 1: Und natürlich nach oben? Da kommen wir genau wieder aufs selbe Auto, was du wahrscheinlich gerade gesagt hast.
00:07:09
Speaker 2: Ja. Ja, Porsche Taycan, ist schon super.
00:07:12
Speaker 1: Was macht eine Laufleistung mit dem E-Auto und worauf muss man achten? Sagen wir mal jetzt 50.000 Kilometer, fangen wir an, 100.000 Kilometer und unendlich.
00:07:19
Speaker 2: Völlig scheißegal. Es geht wirklich nur und das ist eigentlich bei allen Fahrzeugen so, aber bei Elektroautos noch mal spezifisch. Es geht wirklich um den Pflegezustand. In ein Verbrennungsfahrzeug hast du allein im Motor, was weiß ich 4.000 drehende Teile, die im heißen Öl laufen. Das kann alles kaputt gehen. In einem Elektromotor sind es vielleicht 20 Teile und der hält ewig. Denke an deinen Staubsauger oder an deinen Fön. Wie lange hält der schon? Und den machst du einfach an? Zack, volle Pulle: läuft, läuft und läuft. Das heißt, die Laufleistung würde ich beim Kauf eines Elektroautos gar nicht bewerten, sondern rein den Zustand.
00:07:51
Speaker 2: Reiner Pflegezustand?
00:07:52
Speaker 1: Ja, genau. Also hinfahren, angucken, wie gesagt und nicht drauf reinfallen. Also wenn ich ganz böse wäre, würde ich behaupten, also so ein Auto zurückdrehen, das ist ganz einfach. Weil ich hab echt gedacht das wäre ein Neuwagen.
00:08:02
Speaker 2: Ja, kannst du leider nicht, weil diese Fahrzeuge sind oftmals so überwacht vom Hersteller, dass du gar nichts zurückdrehen kannst. Also Tachomanipulation bei Elektroautos kenne ich gar nicht.
00:08:10
Speaker 1: Ja, Mensch Ove. Was soll ich sagen? Ich bin jetzt, wie sagt man so schön, ein ganzes Stück weiter, zumal wenn man einen Fachmann hat wie dich, der das bestätigt. Mit dem Ding bist du gekommen, ne?
00:08:18
Speaker 2: Ja, Elektromotorrad geht heute auch schon. Fährt wie ein Tesla drei Sekunden auf Hundert, 150 Kilometer Reichweite, gar kein Thema. Und schön leise. So geil.
00:08:26
Speaker 1: Ja, in diesem Sinne. Also mir hat's sehr gefallen, war sehr informativ. Ich würde sagen, vielleicht mal irgendwann mit dem Fisker. Der reizt mich ja richtig.
00:08:35
Speaker 2: Alles klar. Steht er, dann...
00:08:37
Speaker 1: ...lädt er! Genau. Tschau.