Aus “F” mach “G”, werden sie sich bei BMW in der Marketingabteilung gedacht haben. Der Einzylinder mit Kettenantrieb, vor zwei Jahrzehnten eine unerhorte Innovation im Hause BMW, musste seinen Namen an eine komplett neue Baureihe abgeben, jetzt hort das Einsteigermotorrad auf den Namen “G”. Das “F” bleibt jetzt den Reihenzweizylindern vorbehalten. Die Modellbezeichnung ist ein absolutes Verwirrspiel. Die BMW F 650 GS verfugt keineswegs uber 650 Kubikzentimer Hubraum, sondern uber 798 ccm. Die BMW F 800 GS verfugt uber den gleichen Hubraum, leistet aber 15 PS (Nennleistung 86 PS) mehr als die kleine Schwester, die in Wirklichkeit ja uberhaupt nicht kleiner ist. Die verwirrenden Modellbezeichnungen praktiziert BMW auch im PKW-Bereich, wo ein BMW X1 28i nur uber zwei Liter Hubraum verfugt. Das Ganze ist uberflussiger Blodsinn, man kann aber daruber hinwegsehen, wenn der BMW-Kunde fur hohe Einstandspreise auch hohe Qualitat geliefert bekommt. Bietet die BMW Motorrad F-Reihe einen guten Gegenwert furs gute Geld? Vier verschiedene F-Modelle offerieren die Weißblauen: Die Enduros F 650 GS mit 71 PS fur 7.990 Euro und die F 800 GS fur 9.980 Euro. Der Aufpreis gegenuber der 650-er ist - gelinde gesagt - eine Unverschamtheit. Doch auch ohne den Preisvorteil ist die gunstige 650-er das bessere Motorrad. Der Hubraum ist ja gleich, die Durchzugswerte sind daher ahnlich. Das Gewicht fallt etwas geringer aus, die Sitzhohe ist deutlich niedriger (820 zu 880 Millimeter). Im Test bei MOTORRAD schnitt die “Kleine” mit 653 zu 646 Punkten dementsprechend besser ab. Auch bei den beiden reinen Straßenmodellen, der F 800 R fur 8.200 Euro und der F 800 ST fur 9.770 Euro, hat das gunstigere Modell besser (666 zu 660 Punkte) abgeschnitten. Beide Maschinen besitzen den gleichen, 86 beziehungsweise 87 PS starken Motor. Verarbeitung, Fahrwerk und Fahrleistungen sind tadellos, speziell die F 800 ST ist fur ein Mittelklasse-Motorrad aber zu teuer.
Was liegt da naher, als sich auf dem Gebrauchtmarkt umzusehen? Eine gepflegte BMW mit vollstandigem Wartungsnachweis kann man nahezu unbesehen kaufen, auch mit recht hohen Laufleistungen. Die hochmoderne F-Reihe ist mit ihren gunstigen Abgaswerten (alle besitzen einen geregelten Katalysator) eine Investition in die Zukunft. Auch die Vertraglichkeit von E 10 Benzin ist gewahrleistet. Doch auch gebrauchte BMW-Motorrader sind teuer, die relativ neue Zweizylinder F-Reihe macht da keine Ausnahme. Unter 5.000 Euro gibt es meist nur Modelle von 2006 oder fruher. Fur 5.990 Euro erhalt man aber eine F 800 ST von 2008, etwa 30000 Kilometer gelaufen. Ein guter Kompromiss zwischen alt und neu.