Nach dem Ersten Weltkrieg musste sich der Flugmotorenhersteller BMW nach anderen Tätigkeitsbereichen umsehen. Im Jahr 1920 erschien das allererste BMW-Motorrad, bereits das zweite BMW-Motorrad besaß den so typischen Zweizylinder-Boxermotor. Die eigentliche Erfolgsgeschichte der bayrischen Bikes und damit auch der Gespanne begann mit der Vorstellung der legendären R 32. Tiefer Schwerpunkt des Motors, Anordnung der Boxer-Zylinder im Fahrtwind zwecks Kühlung und die Kraftübertragung via Kardanwelle sind bis heute Erkennungszeichen der klassischen BMW-Maschinen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden zunächst das Modell R 12 hastig mit einem Seitenwagen ausgestattet, um bis zu 3 Soldaten sowie leichtes Gerät auch über unwegsames Gelände transportieren zu können. Die bis heute anhaltende, verruchte Berühmtheit der Wehrmachtsmotorräder erarbeitete sich aber erst die speziell für den Kriegseinsatz konstruierte R 75, die mit insgesamt 8 Gängen, einem Sperrdifferenzial für den Seitenwagen und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h überzeugen konnte. Große Reifen brachten nicht nur Geländegängigkeit, sondern waren auch für die einfachere Ersatzteilversorgung mit Pkw-Reifen identisch. Auch bei extremen Umständen von der Sahara bis Sibirien war das Modell R 75 in Begleitung der Panzerverbände oder als Meldefahrzeug anzutreffen. Erst die Einführung des VW-Kübelwagens führte dazu, dass die Produktion der R 75 eingestellt wurde. Nach dem Krieg gelangten BMW-Produktionsstätten in die UdSSR, dort werden zum Teil bis heute die Motorräder Dnepr und Ural gebaut. Allerdings sind die dort gefertigten Fahrzeuge nicht, wie oft behauptet, Nachbauten der Wehrmachts-R 75, sondern basieren auf der zivilen R 71. Im Rahmen der sozialistischen Bruderhilfe werden die Maschinen bis heute auch als Chang-Jiang-Gespanne in China gebaut. Nach dem Krieg schuf BMW mit der R 67 ein neues Gespann, das nicht nur als Fahrzeug der ADAC-Straßenwacht in ganz Deutschland Verbreitung fand. Die erschwinglichen Pkw des Wirtschaftswunders dämpften zwar die Nachfrage nach Motorrädern mit und ohne Beiwagen, gleichzeitig erfreute sich aber der Gespannrennsport immer größerer Beliebtheit, BMW war hier über die gesamten 50er und 60er konkurrenzlos. Heute sind neben modernen Gespannen mit Achsschenkellenkung, elektronischer Motorsteuerung und futuristischem Beiwagen immer noch unzählige, klassische Modelle unterwegs. Bis heute werden diese, egal ob alt oder neu, vorzugsweise von Individualisten gesteuert, die ihr geliebtes Motorrad auch dann noch bewegen, wenn die zweirädrigen Exemplare bereits in der Garage überwintern!