BMW baut Motorroller? Ja, und zwar nicht erst seit gestern. Begonnen hat die Roller-Geschichte von BMW vor über zehn Jahren mit dem skurrilen überdachten C 1. Die Idee für einen vom Wetter relativ unabhängigen Scooter war genial. Die Umsetzung ließ allerdings zu wünschen übrig. Der BMW C 1 wurde ein Flop. Das lag nicht daran, dass man sich als Rollerfahrer anschnallen musste und auf den Schutzhelm verzichten durfte. Es lag auch nicht daran, dass der Fahrer im Regen trocken blieb, die Sozia aber - weil das Dach hinter dem Fahrer zu Ende war - pitschnass wurde. Nein, der Misserfolg des ersten BMW-Scooters hatte einen ganz banalen, für BMW Kunden aber wichtigen Grund: Der C 1 bot schlicht zu wenig Motorleistung. Weder als 125-er noch als 200-er konnte er mit seinen Fahrleistungen überzeugen. BMW hat aus den Fehlern des C 1 gelernt. Was die Bayern aktuell auf dem Scooter-Sektor anbieten, ist alles andere als untermotorisiert. Satte 60 PS liefern die Motoren der beiden BMW-Motorroller. Die Leistung wird dabei nicht aus einem großen vibrationsträchtigen Einzylinder, sondern aus einem komfortabel laufenden Reihenzweizylinder erzielt. Zwei Ausführungen seiner C-Baureihe bietet BMW an. Zum einen den dynamisch konzipierten C 1 600 Sport ab 11.200 Euro, zum anderen den nutzwertorientierten C 1 650 GT ab 11.550 Euro. Trotz der unterschiedlichen Bezeichnung besitzen beide Ausführungen den gleichen Hubraum von exakt 647 Kubikzentimetern. Wie bei Rollern heute üblich, wird die Kraft über eine stufenlose Automatik nach hinten weitergereicht. Eher unüblich für einen Scooter: der Hinterradantrieb per gekapselter Kette. Das Fahrwerk und die Bremsanlage der beiden Roller sind technisch eines ausgewachsenen Motorrads ebenbürtig. Eine wirkungsvolle Dreischeibenanlage samt serienmäßigem ABS nimmt Anfängern sowie Umsteigern vom Motorrad die Furcht vor dem “wackligen Roller”. C 600 und 650 warten eher mit motorradähnlichen Fahreigenschaften auf. Und auch die Fahrleistungen können sich sehen lassen. 175 km/h Spitze laufen die C-Roller. Viel beeindruckender ist jedoch die gleichmäßige und nachdrückliche Beschleunigung, von der die meisten PKW-Fahrer nur träumen können. Und auch mancher Motorradfahrer hat an der Ampel und bis Landstraßentempo das Nachsehen. Der empfehlenswertere der beiden Kandidaten ist der 650 GT. Für einen lächerlichen Aufpreis bietet er einen hervorragenden Windschutz und die deutlich bequemere Sitzbank. Der Wermutstropfen kommt an der Kasse. Für Zubehör wie Griff- und Sitzheizung, Top-Case und LED-Licht langt BMW richtig hin. Voll ausgestattet, wird so ein weißblauer Scooter erschreckend teurer. Aber das ist bei den Motorrädern und Autos aus gleichem Hause ja auch nicht anders.