Eine der seltsamsten Motorrad-Kategorien sind die Chopper. Der Begriff kommt aus dem Englischen: “to chop”=“abhacken”. Ein Motorrad zum Abhacken? Gemeint ist ein Motorrad, an dem alles “abgehackt”, also abgebaut wurde, das man nicht unbedingt zum Fahren braucht. So weit die Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass es vor dem Jahr 1968 keine Chopper gab. Wohl aber Maschinen, die um einiges “erleichtert” worden waren. Überhaupt erst bekannt wurden Chopper durch den legendären Kinofilm “Easy Rider” von 1968 mit Peter Fonda und Dennis Hopper. Die beiden Helden fuhren Harleys - aber was für welche! Mit Tropfentank, endlos langer Vorderradgabel und Stufensitzbank. Natürlich ohne Vorderradbremse - ja, es darf sich gegruselt werden. Vorderradbremsen waren für den choppermäßigen American Way of Life vollkommen uncool. Viel wichtiger war die Rückenlehne - die so genannte “Sissy Bar” - am Ende der Sitzbank, an die sich so herrlich lässig der Schlafsack schnallen ließ, und an die sich im Kultfilm “Easy Rider” ein vollkommen betrunkener Jack Nicholson als Beifahrer lehnen durfte. Die Jugend war begeistert von den Choppern. Die Industrie reagierte schnell. Es entstanden äußerst skurrile Gefährte wie zum Beispiel die den Choppern nachempfundenen legendären Bonanza-Fahrräder. Allerdings blieb ohne Motor die Lässigkeit etwas auf der Strecke. In den achtziger Jahren überschwemmten so genannte Soft Chopper den Motorradmarkt. Das waren eilends umgestrickte Tourenmaschinen, die mit fettem Hinterreifen, Stufensitzbank und viel Chrom kurzerhand zum Chopper umgetauft wurden. Allerdings hätte Peter Fonda und Dennis Hopper angesichts von Doppelscheibenbremsen, Wasserkühlung, Vierzylindermotoren und 100 PS Motorleistung nicht einmal mehr der dickste Joint geschmeckt.
Übrigens ließen sich fast alle Hersteller - auch BMW mit der überaus peinlichen R 1200 C - zu den befremdlichen Pseudo-Choppern hinreißen. Harley Davidson versuchte, den echten Chopper für sich zu reklamieren. Dabei waren auch eine Fat Boy oder Dyna Glide meilenweit vom Urgedanken des Choppers entfernt. Wo aber waren sie geblieben, die echten Chopper? Es gab sie immer, und es gibt sie heute noch. Sie kommen aus den Händen von Spezialisten, sind sündhaft teuer und nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Wer heute als Chopperfan eine halbwegs erschwingliche Serienmaschine erwerben möchte, findet nur verwässerte Ausgaben des Ur-Choppers. Aber immerhin - diese vernünftigen und zuverlässigen Maschinen können das echte Chopper-Feeling durchaus rüberbringen. Unabhängig von Motorleistung und Preis. Anders lässt sich der Erfolg der 125-er Chopper, die sich mit einem vor dem 01.04.1980 erworbenen Autoführerschein fahren lassen, nicht erklären.
Ja! Wer eine Chopper gebraucht kaufen möchte, kann sich oft über ein gepflegtes Bike, das penibel gewartet und schonend gefahren wurde, freuen. Die heute angebotenen Chopper heißen jetzt größtenteils Cruiser und sind nüchterne Kompromisse zwischen Vernunft und Rebellion. Von Harley Davidson kommen immer noch die authentischsten Chopper. Eine ganz neue Kreation ist die “Cross Bones” für 18.865 Euro, 76 PS stark und mit nostalgischem Schwingsattel. Bei der “Rocker C” hat die Designabteilung von Harley voll danebengegriffen. Ein Chopper mit Gussrädern? Sorry, Peter und Dennis. Das geht gar nicht! Dann lieber die “Dyna Super Glide”. Die ist 7.000 Euro günstiger (14.195 Euro), ebenfalls 76 PS stark, mit klassischen Speichenrädern. Lässig, cool, aber nicht peinlich.