Die Geschichte des amerikanischen Motorradherstellers ist bewegt durch zahlreiche Niedergänge und Wiederauferstehungen. Zweifellos aber gehören diese Motorräder zur allgemeinen Motorradgeschichte, in der sie einen festen, historischen Platz haben. Heute sind die bulligen Indian Maschinen wieder fest etabliert und haben eine echte Fangemeinde. Angefangen hat die Geschichte der Indian Motorcycle Company im Jahre 1901. Die Amerikaner George Mallory Hendee und Oscar Hedstrom, ein schwedischer Einwanderer, waren die Gründungsväter und führten das Unternehmen im Laufe der kommenden 30 Jahre zum damals weltgrößten Hersteller von Motorrädern. Auch diesem Unternehmen bescherten der Erste und der Zweite Weltkrieg entsprechende Aufträge für eigens entwickelte Militärmotorräder. Zwar war die Indian Motorcycle Company bei den dafür notwendigen Ausschreibungen dem Konkurrenzunternehmen Harley Davidson hie und da unterlegen, dennoch, die Indian 741 wurden zu Tausenden von den Alliierten Truppen (Briten, Kanadier und Neuseeländer) eingesetzt. Ein weiteres Kriegsmodell, die Indian 841, wurde zwar gebaut, die 1000 Motorräder aber kamen nie zum Einsatz. In den 1920er bis 1930er Jahren waren 70 Prozent aller Motorrad-Polizisten mit Indian Police Special Scout ausgerüstet. Machen wir nun einen zeitlichen Sprung in die jüngste Vergangenheit, respektive in die Gegenwart.
Die neue Indian Scout ist das Nachfolgemodell der inzwischen schon legendären Indian Scout Maschine, die 1920 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und ihren Siegeszug begann. Heute ist eine gut restaurierte Scout aus den 30er oder 40er Jahren gut und gerne über 20.000 Euro Wert. Der amerikanische Schauspieler Steve McQueen besaß eine Sport Scout und eine Chief mit Beiwagen. Beide Maschinen erzielten bei einer Versteigerung 128.000 Euro. Das Steilwandfahren, eine beliebte Volksbelustigung auf Jahrmärkten und als akrobatische Vorführung in Zirkuszelten, trug ganz entscheidend zum Ruhm der Indian Scout bei, da ihr extrem laufruhiger Motor und ihr Starrahmen für hohe Sicherheit bei den gewagten Manövern bot. Noch heute sind man bei derartigen Veranstaltungen alte 750er Scout Maschinen ihre Runden im Steilwandkäfig drehen. Die neue Indian Scout verfügt über einen 1,13 Liter Hubraumvolumen Motor, dessen zwei Zylinder V-förmig angeordnet sind. Es ist auch der erste flüssiggekühlte Motor, der in einem Indian Motorrad verbaut wird. Seine Leistung von rund 100 PS bringt der Cruiser über ein Sechsgang-Getriebe mittels Zahnriemenantrieb auf die Straße, wobei der sechste Gang als Overdrive für bequemes Cruisen ausgelegt ist. Mit einem Nettogewicht von nur 255 Kilogramm im fahrbereiten Zustand ist die neue Scout das leichteste Motorrad ihrer Klasse. Der verwindungssteife Rahmen ist aus Leichtmetall-Guss und die Sitzhöhe beträgt knapp 65 Zentimeter. Die Bodenfreiheit erlaubt Schräglagen in Kurven von bis zu 31 Grad. Der Einstiegspreis in Deutschland liegt bei 12.990,00 Euro, ABS ist hierbei serienmäßig.Im August 2013 betrat das Polaris-Indian-Unternehmen erstmals wieder das internationale Motorrad-Parkett. Polaris Industries hatte zwei Jahre zuvor die Indian Motorcycle Company übernommen und ihr Versprechen, den alten Namen auch künftig bei zu behalten, gehalten. Auf der Sturgis Motorcycle Rally im amerikanischen Sturgis (South Dakota), einer rund 7000 Seelen zählenden Kleinstadt, findet jährlich die weltgrößte Motorradschau statt, die etwas über eine halbe Million Besucher an sich zieht. Also die beste Gelegenheit, die neu entstandene Indian Motorcycle Company der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Dort stellte Indian drei neuentwickelte Modelle vor, die Indian Chieftain, die Indian Chief Classic und die Chief Vintage. Für den Antrieb der Maschinen ist ein neu entwickelter Luft und Öl gekühlter V2-Motor vorgesehen, der über ein Hubraumvolumen von 1,8 Litern verfügt und mittels elektronischer Benzineinspritzung eine Leistung von 62 kW (84 PS) entwickelt. Die Kraftübertragung erfolgt primär über einen Zahnradantrieb und eine Mehrscheiben-Ölbadkupplung auf das bekannte Sechsgang-Schaltgetriebe, den Sekundärantrieb auf das Hinterrad übernimmt ein Zahnriemen. Das Luftfiltergehäuse ist im Aluminiumguss-Rahmen eingebunden.
Die Indian Chieftain verfügt über eine serienmäßige Frontverkleidung und festen Seitenkoffern. Sie ist als Cruiser/Tourer ausgelegt, also weniger für geschwindigkeitberauschendes Rasen. Die Windschutzscheibe ist elektrisch verstellbar. Die Felgen sind aus Leichtmetallguss und das Hinterradfederbein ist pneumatisch verstellbar. Der Luftdruck in den Reifen wird mittels Sensoren überwacht. Mit 385 kg ist die Chieftain wahrlich kein Leichtgewicht, aber die Sitzhöhe von 66 Zentimeter und der tiefliegende Schwerpunkt machen das Touren zum Vergnügen. Das Fahrwerk besteht vorne aus einer Teleskopgabel, hinten übernimmt eine Leichtmetall-Zweiarmschwinge mit einem Zentralfederbein die Federung. ABS ist serienmäßig verbaut.
Die Indian Chief Classic ist das Basismodell und ein klassischer Cruiser mit Speichenrädern, Weißwandreifen und den Indian-typischen großen Radabdeckungen. Auf dem vorderen Fender befindet sich als Reminiszenz an die amerikanischen Ureinwohner ein beleuchteter Indianerkopf, das Warbonnet, der bei den Indianern typische Federkopfschmuck. Zwei interessante Besonderheiten sind noch das durch einen Transponder gesteuerte, schlüssellose Startsystem sowie ein Tempomat. Neben einigem kosmetischen Schnickschnack sind bei der Indian Chief Vintage lediglich das verstellbare Windschild zu erwähnen.