Grünwald, 19. Juli 2023. Leergefegte Verkaufsflächen und kontinuierlich steigende Fahrzeugpreise: So zeigte sich der Gebrauchtwagenmarkt in den vergangenen drei Jahren. Bedingt durch Faktoren wie Corona, Materialengpässe, Ukraine-Krieg und Inflation hatten Verbraucherinnen und Verbraucher beim Gebrauchtwagenkauf zuletzt wenig Grund zur Freude. Diese Zeiten könnten vorerst der Vergangenheit angehören, denn die Marktdynamik deutet auf eine Kehrtwende im zweiten Quartal hin. Das zeigt der neue AutoScout24 MarktReport, den AutoScout24 quartalsweise für Händler herausgibt. Die Daten weisen auf ein wachsendes Angebot bei gleichzeitig verhaltener Nachfrage und entsprechend zunehmenden Standzeiten hin. Die Gebrauchtwagenpreise sinken, liegen aber weiterhin auf hohem Niveau. Besonders die (Wieder-)Vermarktung von Elektrofahrzeugen stellt eine Herausforderung für den Automobilhandel dar.
„Die Jahre seit Ausbruch der Pandemie waren geprägt von Lieferengpässen und viel Unsicherheit, aber auch von lukrativen und schnellen Fahrzeugverkäufen zum Höchstpreis. Seit Ende 2022 bzw. Anfang 2023, insbesondere aber im zweiten Quartal dieses Jahres, nimmt die Gebrauchtwagenverfügbarkeit nachhaltig zu, was zunächst positiv für Konsumentinnen und Konsumenten als auch ankaufende Händler ist. Doch das Angebot an meist teuren, jungen Gebrauchten passt häufig nicht zu den begrenzten Budgets der Kundinnen und Kunden. Insbesondere was die Vermarktung von gebrauchten E-Autos angeht, ist im Handel Kreativität gefordert“, sagt Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24.
Der Blick in den deutschen Neu- und Gebrauchtwagenmarkt zeigt: Die Neuwagenzulassungen ziehen an und lagen laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) im Juni mit 280.139 Fahrzeugen rund 25 Prozent über dem Vorjahreswert. Auch die Gebrauchtwagen-Umschreibungen stiegen zuletzt an und lagen im Juni mit plus 13 Prozent zum Vorjahreswert und 536.458 Einheiten nah am Vor-Pandemie-Niveau. Gleichermaßen erholt sich auch das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt: Bei weiter steigenden Händler-Beständen (+14 Prozent zum Vorjahreszeitraum) liegt die Nachfrage zwar 18 Prozent über dem niedrigen Niveau des zweiten Quartals 2022, bleibt jedoch insgesamt weiter verhalten (-6 Prozent im Vergleich zu Q1/2023). Die Gebrauchtwagenpreise fallen nach knapp drei Jahren „Preisrallye“ wieder und liegen mit durchschnittlich 28.485 Euro im Juni rund 700 Euro unter dem März-Allzeithoch. Sie bewegen sich aber weiterhin auf hohem Niveau (eine detaillierte Betrachtung auf monatlicher Basis liefert der AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preisentwicklungs-Index (AGPI)). Die Kombination aus hohem Preisniveau und gleichzeitig gedämpfter Nachfrage führt dazu, dass sich Gebrauchte aktuell wieder langsamer verkaufen. So sind die Standzeiten, also die Verweildauer eines Fahrzeugs auf dem Handelsplatz, im zweiten Quartal auf durchschnittlich 93 Tage angestiegen und liegen damit um rund zwei Wochen höher als noch zu Tiefstwerten 2022.
Günstige, ältere Fahrzeuge sind weiter stark gefragt. Teurere junge Gebrauchte verkaufen sich jedoch teils schwerer. Ebenso stellt die Wiedervermarktung gebrauchter Elektromobile den Autohandel vor neue Herausforderungen. Die Nachfrage holt das stark wachsende Angebot an gebrauchten E-Fahrzeugen nicht ein: So fällt das Angebot an Stromern rund vier Mal höher aus als noch im Vorjahresquartal (+276 Prozent). Die Nachfrage steigt um Plus 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, kann aber mit dem stark zunehmenden Angebot nicht Schritt halten. Das führt – zusammen mit Faktoren wie dem Ende der Subventionen, der hochgefahrenen EV-Neuwagenproduktion sowie Preisanpassungen einiger Hersteller von Elektrofahrzeugen – zu einem Preisverfall bei E-Fahrzeugen. Im Schnitt lagen diese mit 36.155 Euro im Juni rund 4.000 Euro unter den Preisen von März 2023.
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